Statement: Metabolic Balance – ein überteuertes Konzept

Metabolic Balance ist noch immer ein Ernährungskonzept, womit Profit erwirtschaftet wird und welches eine Stoffwechselumstellung verspricht, aufgrund der Erstellung eines Ernährungsplans auf Basis der eigenen Blutwerte. Aufgrund einer geführten Diskussion in meinem Freundeskreis habe ich mich entschieden das Konzept einmal näher zu betrachten und Google angeschmissen.

Es gibt Unterschiede zwischen metabolic balance ist nicht gleich metabolic balance®

Mit nur wenigen Minuten Recherche wird klar, dass es deutliche Unterschiede unter den Firmen gibt, die metabolic verkaufen. So scheint es – so kann man es zumindest der Seite metabolic-balance.com entnehmen – eine Menge Versuche zu geben, das Konzept zu kopieren oder zumindest das Marketing der Firma und den „Ruf“ des Namens zu nutzen, um auf das eigene Konzept aufmerksam zu machen. Mir fällt es schwer das zu bewerten oder zu beurteilen denn dazu müsste ich das zugrunde liegende Konzept kennen und das ist alles andere als nachvollziehbar. Auf das Warum gehe ich später ausführlicher ein. Tatsache ist jedoch, wenn es für eine Person mit einigen ernährungsspezifischen Grundlagen nicht nachvollziehbar wie das Konzept funktionieren soll, so kann es wohl kaum möglich sein, dass andere Firmen tatsächlich das Gleiche Produkt (Konzept) verkaufen. Es ist also festzuhalten: Es gibt metabolic balance® und metabolic balance.

Das Internet bietet viel Kritik an metabolic balance®. Es reicht von überteuerten Ernährungsplänen über Mangelernährung bis hin zu mangelnder Transparenz.

Es ist nicht zu übersehen, dass sich das Konzept selbst mit einigem an negativer Presse konfrontiert sehen muss. Sogar der Stern.de berichtet mit einem negativen Fazit über das Konzept:

„Im Prinzip steckt hinter metabolic blanace eine kalorienreduzierte Mischkost mit erhöhtem Eiweiß- und reduziertem Kohlenhydratanteil. Damit lässt sich durchaus abnehmen, wie auch andere Ansätzen zeigen. Allerdings ist diese Ernährungsform im Alltag oft schwierig durchzuführen: Die langen Pausen zwischen den Mahlzeiten bereiten vielen Teilnehmern Mühe. Außerdem ist das Programm teuer. Da die Theorien einer ernährungswissenschaftlichen Überprüfung nicht standhalten, raten Experten von dieser Diät ab.“[1]

Eine beliebte Seite, um sich einen Überblick zu einer Begrifflichkeit oder einer Definition zu verschaffen ist wikipedia.de[2], auch bei mir. Diese verweisen, wie es auch auf Stern.de im eigenen Artikel getan wird, vor allem auf eine mangelnde Transparenz bei der Erstellung des Ernährungsplans und kritisieren, dass ein nachhaltiger Lerneffekt ausbleibe. Weitere Kritikpunkte, welche im Web aufkommen sind mangelnde Flexibilität, Abzocke aufgrund überteuerter Ernährungspläne und neben einer Low-Carb auch eine Low(No)-Fat Ernährung.

Überteuerte Ernährungspläne werden mit individuellen Zusatzleistungen und Paketpreisen begründet. Und trotzdem kostet der individuelle Ernährungsplan stolze 450,- € die keine Flexibilität oder Anpassung vorsehen.

Setzt man sich mit den Verfechtern dieses Programms auseinander, gibt es einiges an Aufklärung, was auch die eine oder andere Kritik als unberechtigt entlarvt. Im Wesentlichen beziehe ich mich auf die Aussagen einer Heilpraktikerin. So enthalten die vermeintlich überteuerten Ernährungspläne von bis zu 900,- € umfangreichere Leistungspakete welche von den einzelnen „Coaches“ und zertifizierten Beratern erstellt werden. Dies sind individuelle Beratungs- und Zusatzleistungen welche nichts mit dem reinen Konzept und Ernährungsplan selbst zu tun haben. Der Ernährungsplan ist dann lediglich ein Bestandteil des Leistungspakets. Dem Internetauftritt zufolge kostet der individuelle Ernährungsplan 450,- €. Die Laborkosten werden zzgl. Berechnet. Ob 450,- € für einen individuellen Ernährungsplan ohne weitere Betreuung nun nicht trotzdem einer Abzocke entspricht, darüber soll sich jeder selbst einen Gedanken machen und das Leistungspaket mit den Paketpreisen und Leistungen anderer Ernährungsberater vergleichen.

Dazu will ich folgendes zu denken geben: Auch wir im Militär planen viel. Doch gibt es bei all der Planung eine Weisheit, der sich jeder guter Vorgesetzter und militärischer Führer bewusst ist: Jeder Plan kann noch so gut sein, erst die Umsetzung zeigt ob er standhält. Diese Weisheit ist auch auf die Ernährungsplanung übertragbar. Auf dem Papier kann der Plan noch so durchdacht und raffiniert aussehen. Es zeigt sich erst mit der Umsetzung, ob die Planung tatsächlich standhält. Spätestens mit bspw. dem ersten Infekt oder einer auftauchenden Unverträglichkeit kann die Planung zunichte sein. Wird nur die Erstellung eines individuellen Plans angeboten und keine Betreuung, muss Geld für eine weitere Erstellung ausgegeben werden. Das wird auf Dauer teuer. Auch die Freizeitaktivitäten können sich jederzeit verändern. Wenn du heute ein Couchpotato bist, hast du vielleicht in drei Monaten deine Leidenschaft für Triathlon entdeckt. Damit verändert sich die Anforderung an deine Ernährung, was mitunter einen neuen Ernährungsplan bedarf.

Die eigenen Erfahrungswerte und bewährte Formeln zur Bestimmung des Kalorienbedarfs widersprechen der durchschnittlichen Kalorienzufuhr nach metabolic balance®.

Auch der Vorwurf der Crash-Diät wird relativiert – zumindest wird es versucht. Es wird aufgezeigt, dass die meisten Kritiker behaupten, die Pläne würden nur eine Kalorienzufuhr von 800 bis 1.200kcal berücksichtigen. Damit einhergehend steht der Vorwurf im Raum, dass bei dieser Mangelernährung jeder, unabhängig des Konzepts, abnimmt. Zur Entkräftigung wird aufgeführt, dass optionale Lebensmittel, welche auf jedem Plan stehen sollen bei dieser Kritik nicht berücksichtigt wurden. Diese optionalen Lebensmittel führen zu einer durchschnittlich vorgesehenen Kalorienzufuhr von 1.200 bis 1.400kcal. Diese 400kcal Unterschied werden auch als Argumentation herangezogen, warum ein Jojo-Effekt ausbleiben wird. Wenn ich meine Erfahrungswerte an durchschnittlichem Energiebedarf heranziehe und die in der Wissenschaft gängigen Formeln (deren Ergebnisse durchaus meinen Erfahrungswerten ähneln) betrachte so sind auch 1.200 bis 1.400 kcal als Mangelernährung zu bewerten – oder es handelt sich um verdammt kleine Menschen mit sehr wenig Muskelmasse. In Abhängigkeit der Auswahl an Lebensmittel ist es auch sehr fragwürdig, dass der Jojo-Effekt ausbleibt – sofern der Stoffwechsel aktiv und gesund bleibt.

Statt einer No-Fat Diät gibt es nur eine fettfreie Phase, doch gibt es keine haltbare Argumentation, welche für eine fettfreie Phase spricht.

Der Kritikpunkt Low(No)-Fat wird entkräftigt, indem aufgezeigt wird, dass es sich dabei nur um eine eingeschränkte Phase von 14 Tagen handelt. Diese Phase ist die Phase der strengen Umstellung – Phase 2. Begründet der radikale Verzicht auf Fett mit dem in unserer Gesellschaft übertrieben Umgang mit Fett. Butter, als starker Fettlieferant, wird sehr dick auf Brot/Brötchen getragen. Öl wird viel zu großen Mengen zum Braten/Kochen genutzt. Viele Lebensmittel triefen einfach nur vor Fett. Nach dieser 14-tägigen Umstellungsphase kommen die geringen Mengen Fett wie bspw. drei Esslöffel Öl/Tag als viel und ausreichend vor. Eine Begründung wie bspw. Stoffwechsel- oder Hormonreaktionen bleibt aus. Ich kann darin also nichts weiter erkennen, als einen psychologischen Grund oder den Versuch den Kunden zu einem Gefühl im Umgang mit Lebensmittel zu zwingen. Auf jeden Fall gibt es keine Begründung die in der Funktion des Stoffwechsels, der Biochemie oder aufgrund der Blutfettwerte aufbaut. Fairerweise ist aber richtig zu stellen, dass die Kritik Low(No)-Fat unberechtigt ist.

Blutwerte können einen sehr guten Rückschluss auf den Zustand des Körpers und einen Anhalt für bevorzugende Lebensmittel bieten. Trotzdem sind sie nur eine Momentaufnahme und bieten nur bedingt einen Rückschluss auf die Individualität der notwendigen Ernährung. Auch kann keiner die angewendete Methode erklären.

Ein wesentliches Alleinstellungsmerkmal, zumindest für eine lange Zeit, war die Erstellung des Plans unter Berücksichtigung der Blutwerte. Es werden wohl 36 Blutwerte analysiert, aufgrund welcher die richtigen Lebensmittel identifiziert werden. Parameter wie der Mineralstoffhaushalt, die Funktion der Schilddrüse, Nierenwerte, Bauchspeicheldrüse, Cholesterinwerte und viele weitere gehören zu den betrachteten Blutwerten. Und jetzt fängt das Rätselraten an. Allen Anschein nach, kann keiner der Betreuer erklären oder sagen wie bspw. die Lebensmittelauswahl oder die Analyse der Blutwerte stattfindet.

„Selbst ich als Betreuerin weiß nicht, wie von metabolic balance die Nahrungsmittelauswahl ermittelt und zusammengestellt wird. Dr. Funfack wäre auch schlecht beraten, dieses Wissen den Beratern zu vermitteln, denn nach kürzester Zeit hätte jeder Betreuer sein eigenes –  und vielleicht sogar fehlerhaftes – Programm geschrieben.“[3]

Und damit ist der wohl größte Kritikpunkt an dem Konzept auch der schwerwiegendste. Sicherlich, ich bin keiner, der auf wissenschaftliche Überprüfung beharrt. Viele Dinge sind zu komplex, um sie tatsächlich wissenschaftlich zu erfassen, zu untersuchen und dabei der Komplexität gerecht zu werden. Tatsache ist aber auch, dass es wesentliche, indiskutable Grundlagen gibt, auf welchen aufgebaut wird und werden muss. Die Funktion des Hormonhaushaltes ist eine davon. So ist es indiskutabel wie Insulin und Glukagon funktionieren. Ebenso ist es indiskutabel, dass Fette wesentliche Hormonproduzenten sind und das Cholesterin nicht in erster Linie durch gesättigte Fettsäuren, sondern eher durch zu viele Omega-6 Fettsäuren (Bestandteil der mehrfach ungesättigten Fettsäuren) zum Problem wird.

Wenn ich also keine Ahnung habe, wie ein Konzept funktioniert, keinerlei Erklärung bekomme, auf welcher Grundlage welche Auswahl getroffen wird oder gar eine Erklärung erhalte, welche Formel dem ganzen zugrunde liegt und dann behaupten will, dass es funktioniert und auch noch gesund ist… Stelle ich mir die Frage über die Kompetenz desjenigen, der sich hin stellt und diese Behauptung aufstellt. Wesentliche Grundlagen fehlen oder gar der Versuch, es mit Hilfe von biochemischen Prozessen zu erklären findet nicht statt. Das einzige was ich lese ist: Es funktioniert. Aus diesem Grund bleibt einem nichts anderes über als zu spekulieren. Sicherlich, wir müssen im Leben auch mal spekulieren und können nicht immer auf Beweise beharren. Aber offensichtlich behaupten die Begründer, dass sie Beweise haben ohne diese vorzulegen. Allein deshalb, ohne eine genauere Beleuchtung erweckt sich bei mir eine deutliche Skepsis.

Ergänzend zu der im dritten Abschnitt herausklingenden mangelnden Flexibilität stellen die Blutwerte nur eine Momentaufnahme dar. Verändert sich das Ernährungsverhalten, verändern sich auch die Blutwerte. Um aufbauend auf den Blutwerten konsequente Ernährungsempfehlungen auszusprechen müssen in regelmäßigen Abständen Blutwerte erneut genommen, ausgewertet und der Ernährungsplan entsprechend angepasst werden.

Eigene Interpretation: Die Ist-Blutwerte werden mit einem Soll-Blutwert abgeglichen und die in der Datenbank hinterlegten Lebensmittel mit den Eigenschaften zum Ausgleich der Differenz werden als „Ernährungsplan“ zusammengefügt.

Nachdem ich mir alles einmal durch den Kopf habe gehen lassen will ich euch meine Annahme zur hochgradig geheimen Formel darlegen. Das Programm hat in einer Datenbank Soll-Blutwerte hinterlegt. Zusätzlich ist in einer Datenbank hinterlegt, in welcher die Eigenschaften und Mikronährstoffe von Lebensmittel gespeichert sind. Die vorhandenen Blutwerte (Ist-Blutwerte) werden eingegeben und mit den Soll-Blutwerten abgeglichen. Als Ergebnis kommt ein Gleichgewicht oder Ungleichgewicht raus. Liegt ein Ungleichgewicht vor, ob positiv oder negativ, wird ein Abgleich mit der Datenbank über die Lebensmittel vorgenommen und die Eigenschaften überprüft. Das Lebensmittel mit der richtigen Eigenschaft, die das vermeintliche Ungleichgewicht ausgleicht wird entnommen und auf einem Plan ausgespuckt. Eine komplexe Programmierformel, viel Zeitaufwand die Zusammenhänge zu ermitteln und in einer Datenbank zu hinterlegen, wenig tatsächliche Betreuung und Mehrwert für den Kunden. Was hier also bezahlt wird ist nach meiner spekulativen Bewertung nicht die tatsächliche Fähigkeit und das Know-How des „Ernährungsberaters“ sondern viel mehr die Fähigkeit des Programmierers, die Datenbank aufzusetzen und den komplexeren Quellcode zu schreiben sowie ein kostenintensives Marketing.

Nicht falsch verstehen. Anhand der Blutwerte kann man viel über die Funktion der Körpers herausfinden. Es können Nährstoffmängel identifiziert, der Gesundheitszustand des Körpers kann bestimmt, Risikofaktoren können identifiziert werden und vieles mehr. Sicherlich, dazu braucht man eine Blutprobe und diese muss analysiert werden. Es bedarf aber kein Programm oder einer hochkomplexen Formel um die für den Körper wesentlichen Lebensmittel zu identifizieren. Man benötigt lediglich das Know-How, das Wissen die Blutwerte zu verstehen, Mangelerscheinungen zu bestimmen und zu wissen, welches Lebensmittel bspw. welche Mineralstoffe beinhaltet.

Zusammenfassend gilt zu sagen…

Ein scheinbar raffiniertes Konzept mit einer „hochgeheimen“ Formel entpuppt sich in meinen Augen als ein weit weniger beeindruckendes aber raffiniertes Marketing-Konzept mit einem gut durchdachten Programm. Dem Interessierten wird eine Besonderheit vorgegaukelt, weil er mit einer Tatsache konfrontiert wird, die sich für ihn als hochkomplex darstellt: Die Nutzung und Analyse der Blutwerte. Dabei wird die Analyse der Blutwerte – so scheint es – nicht vom Betreuer selbst durchgeführt, sondern von einem dafür geschriebenem Programm, welches sich an strikte Vorgaben hält. Grundsätzlich gilt, dass man mittels der Blutwerte einen guten Rückschluss auf den Zustand des Körpers ziehen kann. Jedoch sind Blutwerte nichts Statisches sondern etwas überaus dynamisches, welche sich mit der Veränderung des Ernährungsverhaltens ebenfalls verändern. Zudem ist es ein total überteuertes Produkt, welches in keiner Weise einem annehmbaren und vernünftigen Preis-Leistungsverhältnis entspricht.

Zwar muss nicht alles im Leben hochwissenschaftlich definiert und bewiesen oder gar diskutiert werden. Es steht aber außer Frage, dass es wissenschaftliche Grundlagen gibt, welche indiskutabel sind. Die mittels metabolic balance® erstellten Ernährungspläne bauen – für mich zumindest nicht anders erkennbar – auf keinerlei wissenschaftlich eindeutig bewiesenen Grundlagen auf. Auch führt die mangelnde Transparenz über die Erstellung der Pläne, die sogar durch praktizierende metabolic balance® Ernährungsberater bestätigt wird, zu einem ganz großen und deutlichen Fragezeichen was mich in der Summe zu dem Schluss führt jedem von dem Erwerb des Produktes oder der Leistungen von metabolic balance® abzuraten.

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