Wenn ich mich mit Athleten und Trainern über Ernährung und Eicosanoide unterhalte, falle gelegentlich Sätze wie „ist ein Mysterium“. Aus dem Zusammenhang herausgerissen können diese Worte eine Menge bedeuten. Im Endeffekt bedeuteten sie in diesem Falle, dass eine dritte Person sich ebenfalls über das Thema der Eicosanoide informiert und ein anderes Verständnis oder Wissen dazu hat.
Eicosanoide ist ein Gruppenbegriff, unter dem verschiedene Hormone zusammengefasst werden.
Die größte Problematik ist einen Start in das Thema zu finden. Das Thema ist nicht ganz einfach. Eicosanoide sind nicht nur ein oder zwei Hormone. Sie sind viel mehr eine Hormongruppe. Zu dieser Gruppe gehören unter anderem Prostaglandine, Thromboxane, Leukotrine, Lipoxigenasen und hydroxilierte Fettsäuren. Dabei will ich es an dieser Stelle aber auch belassen.
Wir unterscheiden in gute und schlechte Eicosanoide.

In meinem Überblick über die Funktionsweisen findet ihr dargestellt, an welchen Prozessen des Körpers Eicosanoide mitwirken. Dazu werden Eicosanoide in ‚gute‘ sowie ‚schlechte‘ Eicosanoide unterteilt. Dabei darfst du ‚gut‘ sowie ‚schlecht‘ mit der in unserer Gesellschaft behafteten Bedeutung gleichsetzen. Würden wir bei dieser Logik bleiben bedeutet das, „schlechte“ Eicosanoide verursachten nur Schlechtes und wir bräuchten die ‚Produktion‘ jener Eicosanoide nicht zu berücksichtigen. Das ist der falsche Weg.
Wir benötigten sowohl gute als auch schlechte Eicosanoide.
Beide Ausprägungen haben ihre Daseinsberechtigung. Am Beispiel der Thrombozyten-Aggregation verdeutliche ich euch es. Die Thrombozyten-Aggergation ist für unsere Blutgerinnung verantwortlich. Unter gewissen Umständen ist das auch überlebenswichtig. Dazu betrachten wir Verletzungen und Verwundungen. Egal ob diese nun in der Küche beim unvorsichtigen Umgang mit dem Messer oder bei Unfall stattgefunden haben. Um nicht an Blutverlust zu sterben, benötigt der Körper die Fähigkeit der Blutgerinnung. Andernfalls würde das Blut ohne externe Einflüsse wie abbinden oder bandagieren die ganze Zeit aus deinem Körper laufen.
Zu einem falschen Zeitpunkt sind zu viele ‚schlechte‘ Eicosanoide gefährlich. Dann kann eine Blutgerinnung genau das Gegenteil bewirken und nicht lebendrettend eingreifen, sondern tödlich sein. Zu nennen sind der Herzinfarkt oder der Hirnanschlag. Sicherlich tragen auch andere Faktoren ihren Teil dazu bei. Jedoch sind Eicosanoide ein Bestandteil dieser Ursachenkette, welches wir in diesem Artikel behandeln. Allerdings können diese Hormone maßgeblich von jedem selbst beeinflusst werden.
Dein Hormonhaushalt ist von deinem Essverhalten abhängig.
Jetzt komme ich zur Frage der Einflussnahme auf den Eicosanoidhaushalt. Barry Sears nach kann die Produktion der Eicosanoide, bzw. der Eicosanoidhaushalt über zwei Wege beeinflusst werden. Zum einen über ein hormonelles Gleichgewicht zwischen Glukagon und Insulin. Das kannst du durch die Zufuhr von Kohlenhydraten und Eiweißen beeinflussen. Bei der anderen Möglichkeit kannst du die deinen Haushalt über die ausgewählte Zufuhr von Fett beeinflussen.

Das richtige Verhältnis zwischen Kohlenhydraten und Eiweißen liegt bei 1,3:1.
Barry Sears hat herausgefunden, dass sich der Körper bei einem Kohlenhydrat (Kh) zu Eiweiß (Ew) Verhältnis von 1,3 (also 1,3g Kh zu 1g Ew) in einem Optimum befindet. In diesem Optimum halten Insulin und Glukagon die Waage und bieten die erste Grundlage, um einen ausgeglichenen Eicosanoidhaushalt zu ‚erzeugen‘. Dabei empfiehlt er die Kohlenhydrate überwiegend über Gemüse und Obst zuzuführen. Diese haben eine niedrige Kohlenhydratdichte. Lebensmittel mit einer hohen Kohlenhydratdichte würden das Verhältnis sehr schnell sprengen, außer man konsumiert die entsprechende Menge Eiweiß zusätzlich.
Barry Sears verweist aber ebenfalls darauf, dass zu große Mahlzeitenportionen dieses Optimum negativ beeinflussen. Also auch hier ist nicht viel Spielraum. Seiner Erklärung nach schüttet der Körper bei einer übergroßen Mahlzeit zusätzlich Insulin aus. Würdest du also eine übermäßig große Mahlzeit essen und auf das Verhältnis der Makronährstoffe achten, kippt dieses Verhältnis aufgrund der zusätzlichen Insulinausschüttung.
Aus der Arachidonsäure werden schlechte Eicosanoide
Der zweite Baustein ist die zusätzliche Zufuhr der ‚richtigen‘ Fetten. Diese beeinflusst die Produktion ‚schlechter‘ Eicosanoide. Um genau zu sein ist es der Einfluss der richtigen Fette auf das Enzym Delta 5-Desaturase – ach du scheiße Biochemie… Ich wage mich auf ein heißes Pflaster aber wir versuchen es.

Delta 5-Desaturase ist verantwortlich für die Umwandlung von Dihomo Gamma Linolensäure (DGLA) zu Arachidonsäure. Der Körper produziert aus Arachidonsäure ‚schlechte‘ Eicosanoide. Mit der Zufuhr der ‚richtigen‘ Fette wird die Produktion dieses Enzyms gehemmt und daraus resultierend wird auch die Produktion der Arachidonsäure gehemmt. In der Folge produziert der Körper weniger ‚schlechte‘ Eicosanoide.
EPA hemmt und Insulin aktiviert die Produktion der Arachidonsäure.
Dabei handelt es sich im Konkreten um die Fettsäure EPA. Wie du der Grafik „Überblick zur Entstehung der Eicosanoide“ entnehmen kannst, hemmt Glukagon ebenfalls die Produktion der Delta 5-Desturase und somit die Produktion der Arachidonsäure. Das Insulin hat eine gegenteilige Wirkung. Diese Tatsache unterstreicht zu Anfangs beschriebenes, dass ein Gleichgewicht zwischen Insulin und Glukagon für einen ausgeglichenen Haushalt der Eicosanoide notwendig ist. Auf die restlichen Bausteine der Entstehung der Eicosanoide (zumindest den biochemischen Prozess) verzichte ich an dieser Stelle. Ich bin der Meinung, das sprengt den Rahmen und ist für das Wissen um die Macht der Eicosanoide nicht weiter notwendig.
Das Tor zum Optimum optimiert deine physische und psychische Leistungsfähigkeit
Neben der aufgezeigten Funktionen der Eicosanoide eröffnet der ausgeglichene Haushalt eine für einen Sportler, vor allem Hochleistungssportler, entscheidende Option: Der – wie Barry Sears es nennt – ‚optimale‘ Zugriff auf Fett als Energielieferant. In diesem Fenster greift effektiv und effizient auf die vorhandenen Fettreserven zurück. Die Produktion von ‚Energie‘ durch zugeführtes Fett wird gefördert. Ich für meinen Teil habe mich eine Zeit lang exakt (mit Abwiegen) nach dieser Form ernährt und kann all seine Aussagen aus eigener Erfahrung bestätigen. Meine Leistungsbereitschaft und Leistungsfähigkeit sind immens gestiegen – sowohl physisch als auch psychisch.
Alles in allem bieten die Funktionsweisen der Eicosanoide für auch eine Antwort auf die Frage heutiger Gesellschaftskrankheiten. Isolierst du die Funktionsweise der ‚schlechten‘ Eicosanoide, betrachtest unsere heutigen Zivilisationskrankheiten und berücksichtigt den Aufbau einer heutigen Durchschnittsernährung, so solltest du die Argumentationskette nachvollziehen können.
Dabei ist mir klar und das muss auch dir klar sein, dass das kein Allheilwissen ist. Es gibt es noch weitere Faktoren, die bei der Entstehung unserer Gesellschaftskrankheiten mitwirken. Die Ernährung ist jedoch einer der Faktoren, welchen du für dich selbst maßgeblich beeinflussen kannst. Das ist der entscheidende Punkt.
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